Das Laptop kann wohl bald in der Tasche bleiben

F.A.Z. vom 10. November 2018. Kontrollen an Flughäfen sollen 2019 schneller werden. Der Gerätehersteller Smiths Detection erklärt, wie er das hinbekommen will.

Mancher Flugreisende hat den Namen zuletzt lange sehen können: Smiths Detection liefert die Röntgenanlagen für das Handgepäck an deutschen Flughäfen. Warteschlangen vor den Kontrollen ermöglichten lange Blicke auf die Geräte mit dem Schriftzug Smiths. In der öffentlichen Debatte über die Kontrollen hat Smiths indes bislang nicht mitgemischt, nun bricht das Unternehmen sein Schweigen. „Am Frankfurter Flughafen werden im nächsten Frühjahr veränderte Kontrollanlagen im Regelbetrieb zum Einsatz kommen. Danach kann der Aufbau an weiteren Flughäfen folgen. Das ist auch noch im Rahmen unseres bestehenden Vertrags mit dem Bund möglich“, bestätigt Alexander Rund, der Verantwortliche für das Kontrollanlagengeschäft in Nord- und Osteuropa im Gespräch mit der F.A.Z.

Viel Unmut hat es in den vergangenen Monaten von wartenden Reisenden gegeben, die fürchteten, ihren Flug zu verpassen. Dass das an vor Jahren beschafften Geräten von Smiths liege, weist Rund aber zurück. „Die Ursachen für Warteschlangen sind nicht in der Röntgentechnik zu suchen, wichtiger sind die Konzepte für die Kontrollbereiche“, sagt er. „Dabei gibt es drei mögliche Engpässe: das Auspacken des Gepäcks und Befüllen der Plastikwannen, die Kontrolle und das Einpacken. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass nicht der mittlere Teil der Flaschenhals ist.“

Damit will sich Smiths nicht vor Verantwortung drücken. „Wir haben selbst gesehen, dass es zu Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen gekommen ist, dass der Durchsatz an den Kontrollspuren erhöht werden muss“, räumt Rund ein. Das Unternehmen liefert nicht nur Röntgentechnik, sondern gesamte Kontrolllinien mit Förderbändern und Arbeitsplätzen, so dass sich auch an Smiths-Anlagen noch nachbessern ließ. „Der Passagier soll schließlich entspannt reisen, und er soll am Flughafen auch noch Zeit zum Einkaufen haben“, sagt Rund.

islang beklagten Fluggesellschaften und Flughäfen, dass ein Umbau der Kontrollen an einem langfristigen Rahmenvertrag des Bundes, der für die Anschaffung der Anlagen zuständig ist, mit Smiths scheitere. Doch nun ist eine Regelung für einen Nachtrag zu der Vereinbarung gefunden. Zugleich dürfte der Hersteller darauf hoffen, dass der Bund die Option für eine Verlängerung des Rahmenvertrags bis 2021 zieht.

Dass Veränderungen erst nach einem Sommer der Warteschlangen erfolgen, erklärt Rund mit nötigen Vorabtests. „Wenn ein Prozess grundlegend geändert wird, muss das ausprobiert werden. Wir haben die neue Kontrollspur auf dem Hamburger Flughafen ein Jahr lang getestet. Das war ein Marathon, aber es geht um die Sicherheit in der Luftfahrt.“

Smiths Detection sieht sich als Marktführer für Kontrollgeräte an Flughäfen. Mehr als 4000 Apparate für Handgepäckprüfungen sollen an Flughäfen in aller Welt im Einsatz sein. Gegründet wurde das Unternehmen 1946 unter dem Namen Heimann in Wiesbaden. Später kaufte es der Siemens-Konzern, reichte es an den Rüstungshersteller Rheinmetall weiter, bis der Betrieb schließlich zur britischen Smiths Group gelangte. Der Ursprung ist noch im Namen der deutschen Smiths Heimann GmbH enthalten.

530 Mitarbeiter bauen und entwerfen am Rand von Wiesbaden Apparate für Flughäfen. Verantwortlich für die Entwicklung ist Rainer Henkel. „Grundsätzlich gilt: Mehr Länge führt bei einer Kontrollspur zu mehr Durchsatz“, sagt er. An den neuen Anlagen fällt daher auf, dass sie insgesamt länger werden, obwohl der eigentliche Röntgenapparat weiterhin nur etwas mehr als zwei Meter misst. „Die besten Ergebnisse haben wir mit einer Anlage erreicht, die insgesamt 18 Meter lang ist“, sagt Henkel. „Wir haben aber auch schon mit einem Aufbau auf 15 Metern gute Erfahrungen gemacht.“ Dieser hätte in einer Erprobung am Flughafen Hamburg zu einer Verdoppelung der Zahl der kontrollierten Passagiere je Stunde geführt.

Doch die neuen Abmessungen sind auch ein Problem. Bislang wurden Warteschlangen durch weitere Durchgangsspuren bekämpft, die Kontrollbereiche wuchsen in die Breite. Nun kommen lange Installationen. „Das ideale Verhältnis von Länge und Breite der Kontrollzonen ändert sich. Das ist nicht immer leicht umzusetzen, zum Beispiel wenn im Terminal eine Säule im Weg steht“, sagt Henkel. Oft beginne auch direkt hinter der Kontrolle der Einkaufsbereich. Smiths Detection sucht dann mit den Flughäfen nach einer Lösung.

„Es gibt viele Parameter, um Kontrollen zu optimieren“, sagt Henkel. Dass künftig mehrere Passagiere ihr Handgepäck gleichzeitig in Plastikwannen auf das Förderband legen können, ist ein Punkt. Wer langsam seinen Gürtel ausfädelt, soll dann von schnelleren Mitreisenden überholt werden. Für mehr Tempo soll auch sorgen, dass das Förderband wegen längerer Zwischenstrecken im Idealfall nicht gestoppt wird. Taschen, die genauer untersucht werden müssen, sollen über eine Weiche auf eine Nebenspur gelenkt werden. Dazu kommt die Geschwindigkeit des Bandes. „Für die Koffer, die im Keller des Flughafens geprüft werden, sind wir schon bei einer Geschwindigkeit von 0,5 Metern je Sekunde. Bei der Handgepäckkontrolle arbeiten wir jetzt mit 0,2 Metern je Sekunde.“

Doch auch die Technik der Kontrollapparate entwickelt sich fort – mit guten Aussichten für Reisende. „Dann könnten Laptops und auch Flaschen mit Flüssigkeiten eingepackt bleiben“, wagt Henkel einen Blick in die Zukunft. Reisende müssten weniger auspacken und für ihr Gepäck weniger Plastikwannen befüllen. Die Freigabe für einen Einsatz in Deutschland steht aber noch aus. „Wir haben vor wenigen Wochen für unser neuestes Gerät die europäische Zulassung bekommen. Zudem können auch die aktuellen Geräte nachgerüstet werden“, sagt Henkel.

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